In den letzten anderthalb Jahren hat die Aufforderung “Keep your distance!” tiefgreifende Veränderungen in sozialen und beruflichen Interaktionen bewirkt, die sich zunehmend in virtuelle Räume verlagert haben. Diese Verschiebung hat die traditionellen Bedeutungen von physischen Orten herausgefordert und den Lern- und Bildungsbereich stark beeinflusst. Es stellt sich die Frage, ob der soziale und lebensweltliche Raum vollständig online abgebildet werden kann und welche Aspekte von Zugänglichkeit und Privatheit wir dabei gewinnen oder verlieren. Diese Entwicklung verändert grundlegend, wie wir kommunizieren, zusammenarbeiten und lernen, wobei virtuelle und reale Räume neu definiert werden müssen, um Öffentlichkeit und individuelle Potenzialentfaltung zu sichern.
Interview mit Micha Brumlik:
„Eine echte gleichzeitige Gemeinsamkeit im gesellschaftlichen Sinne einer Öffentlichkeit stellt sich im digitalen Raum nicht her.“
Eine neue Art von Nähe
Der Verzicht auf Reisen, insbesondere Flugreisen, dient dem Klimaschutz. Das Projekt „Stay grounded – keep connected“ an der ETH Zürich hat sich genau das auf die Fahne geschrieben. Die Forschenden und Lehrenden sollen motiviert werden, für ihren wissenschaftlichen Austausch alternative Formate zu finden und so ihre Reisetätigkeiten zu reduzieren. Was bereits weit vor der Corona-Krise erfolgreich begann, hat nun im Laufe des Jahres 2020 zu einer Verringerung der Flugemissionen um 77 Prozent geführt.
Lernen im Kreise der Community
Wenn Bildung nicht mehr an klassischen Lernorten stattfindet, stehen die Lernenden vor der Herausforderung, sich selbst zu organisieren und zu strukturieren. Das vom BMBF geförderte Projekt ELSa setzt hier an und bietet Unterstützung bei der Gestaltung neuer Lernräume und -wege.
Orte des Miteinanders fördern
Die Learning Circles der Peer 2 Peer University haben es sich zur Aufgabe gemacht, Lernende in einer Gemeinschaft zusammenzubringen. Als Voraussetzung für den individuellen Lernerfolg gilt dabei das Lernen mit Online-Medien von- und miteinander in Präsenz. Ideale Lernorte dafür sind Bibliotheken oder Gemeindezentren. Als sogenannte Dritte Lernorte zeichnen sie sich unter anderem durch Neutralität, Zugänglichkeit und Erreichbarkeit aus.
Bildungsgrundeinkommen und Recht auf Weiterbildung
Unsere Welt wandelt sich immer rasanter. Um diesen Wandel zu gestalten, brauchen Menschen Sicherheit im Wandel. Deshalb schlagen wir ein Bürgerrecht auf Weiterbildung vor, verbunden mit einem Bildungsgrundeinkommen, damit Menschen ihr Leben selbstbestimmt gestalten können. Das hilft auch der Demokratie.
Lerneffekte durch High-Fidelity-Simulationen
Pflegefachpersonen trainieren in der Aus- und Weiterbildung anspruchsvolle Situationen, um sich auf die klinische Praxis vorzubereiten. Dabei kommen computergestützte Modelle zum Einsatz, die Krankheiten simulieren. Diese Methode fordert nicht nur Studierende, sondern auch Lehrpersonen heraus. Letztlich profitieren die Patientinnen und Patienten.
Lernscout-Kampagne bei der Schweizerischen Post AG
Mit der Lernscout-Kampagne ermöglicht die Schweizerische Post AG ihren Mitarbeitenden den Zugang zur weiten Welt der digitalen Lernplattformen und zu Online- Lernangeboten. Dieses Vorhaben ist ein klarer Gegenpol zum üblichen „Ein Angebot für alle“ und dem oft verwendeten, aber genauso fraglichen Gießkannenprinzip.