Interview mit Frank M. Orthey:
„Zu viel Autonomie ist nicht im Sinne des pädagogischen Establishments.“
Nicht lernen wollen ist nicht immer unvernünftig
Vor dem Hintergrund einer reflexiven Lerntheorie können Lernwiderstände nicht einseitig als unvernünftig bewertet werden. Gründe zu lernen oder nicht zu lernen sind stark mit biografischen Erfahrungen, Erwartungen und Interessen verbunden. Aufgabe der Institutionen ist es, sich gemeinsam mit den Lernenden auf die Suche nach Lerngründen und Bedeutsamkeit zu machen.
Reform der Bildungsstrukturen angemahnt
Die Segmentierung des Weiterbildungssektors ist eng an die Erwerbssituation und Position des Einzelnen gebunden. Un- und angelernte Arbeiter bleiben demnach die vom Weiterbildungsgeschehen am stärksten ausgegrenzte Gruppe. Um eine Anschlussfähigkeit dieser Gruppe zu erreichen, ist eine Reform der Strukturen von Seiten der Bildungspolitik unabdingbar.
Zwischen Lernen am Arbeitsplatz und Autodidaktik
Eine geringe Weiterbildungsbeteiligung bei Arbeitern ist nicht generell mit Desinteresse zu begründen. Es gibt Berufsgruppen bei denen Bildung direkt an die Erfahrungen in der Praxis gebunden ist. Bildung „on the job“ heißt hier die Devise. Eine in der Schweiz durchgeführte Studie bei Köchen und Uhrmachern zeigt, welche Qualifizierungsbedürfnisse, jenseits der klassischen Weiterbildung, in diesen Berufen vorherrschen.
Lernsupport
Lernsupport – ein Begriff in vieler Munde, ein schillernder Modebegriff, der Vieldeutigkeit birgt und Phantasien weckt. Lernsupport – eine Notwendigkeit, um das Lernen von Individuen und Organisationen und gleichzeitig den Transfer des Gelernten in den jeweiligen Anwendungskontext zu ermöglichen. Lernsupport – eine zunehmend entscheidendere Kategorie auf dem enger werdenden Markt der Bildungsanbieter.
Neues zum Aktiven Zuhören
Die Tür geht auf, herein rauscht der Mitarbeiter Müller. Ein fröhliches Gesicht macht er nicht gerade. Und tatsächlich: Auf den Tisch des Abteilungsleiters klatscht ein Paket voller Schriftstücke. Müller knirscht mit den Zähnen: „So kann man doch hier nicht arbeiten!“ Der Chef weiß: Jetzt kommt’s nicht nur darauf an, herauszufinden, was genau das sachliche Problem ist. Es gilt außerdem, sich um Müllers Befindlichkeit zu kümmern.
Bildungsmaßnahmen mit Strafgefangenen
Teilnehmende an Weiterbildungsveranstaltungen besitzen – zumindest in Deutschland – oft eher höhere bis hohe Bildungsabschlüsse und bekleiden meist mittlere Berufspositionen. Ihre Motivation zur Teilnahme an Weiterbildung entspringt häufig pragmatischen, karriereorientierten Antrieben oder ist getragen vom Interesse an der Sache. Was aber veranlasst Strafgefangene an (Weiter-)Bildungsmaßnahmen teilzunehmen, darunter solche, die als bildungsfern, wenn nicht gar als illiterat, einzustufen sind?