Selbstgesteuertes Lernen gilt als Leitbild moderner Bildung, da es Menschen befähigen soll, eigenverantwortlich und flexibel zu lernen – eine zentrale Fähigkeit in einer komplexer und digitaler werdenden Welt. Besonders in der beruflichen Bildung wird es mit hohen Erwartungen verknüpft, etwa hinsichtlich Motivation, Individualisierung und Effizienz. Die Realität zeigt jedoch: Der Begriff ist unscharf, Ziele und Umsetzungen variieren stark, und die Verantwortung für den Lernerfolg bleibt oft unklar.
Diese Ausgabe der Weiterbildung beleuchtet das Thema aus verschiedenen Perspektiven – von der Erwachsenenbildung bis zur betrieblichen Weiterbildung. Sie zeigt das Spannungsfeld zwischen idealisierter Selbstständigkeit der Lernenden und notwendiger didaktischer Unterstützung. Gerade in der betrieblichen Bildung wird Selbststeuerung oft mit digitalen Tools verbunden, wobei fraglich bleibt, ob echte Lernprozesse damit gefördert oder nur vorausgesetzt werden.
Die Beiträge plädieren dafür, Selbststeuerung als entwickelbare Fähigkeit zu verstehen, die aktiv unterstützt werden muss. Ziel ist ein realistischer, konstruktiver Diskurs zwischen Anspruch und Wirklichkeit – und neue Impulse für die Praxis.
Zum Schwerpunktthema „Selbstgesteuertes Lernen – Anspruch, Annäherung, Ambivalenz“
Hebel für Zukunftsfähigkeit
Simone Kauffeld/Laura Gehreke
Mitarbeitende müssen in der komplexen Arbeitswelt von heute zunehmend in der Lage sein, eigenverantwortlich zu lernen und sich das für ihren Arbeitsalltag notwendige Wissen zu erschlieflen. Selbstgesteuertes Lernen wird dabei zur wichtigen Kompetenz. Die Weiterbildung VeränderungsMacher:innen setzt hier an, indem individuelles Lernen mit organisatorischem Wandel verbunden wird.
Schlüsselkonzept für lebenslanges Lernen
Carmen Biel
Lebenslanges Lernen gilt schon lange als eine zentrale Notwendigkeit. Ein Schlüsselkonzept dafür stellt das selbstgesteuerte Lernen dar. Was aber genau ist mit „selbstgesteuert“ gemeint, und wie grenzen sich die zahlreichen oft synonym verwendeten Begriffe für Formen des Selbstlernens gegeneinander ab?
Ein zentrales Lernziel ermöglichen
Ursula Gieflmann/Dirk Rohr
Die Befähigung zum selbstgesteuerten Lernen wird im Absolvent:innenprofil des Hochschulqualifikationsrahmens explizit als Ziel eines Hochschulstudiums dargelegt. Lehrende hingegen setzen diese Fähigkeit bei ihren Studierenden oftmals schon voraus und versäumen dabei, ihre Lehre auf den Erwerb dieser wichtigen Kompetenz auszurichten.
Der Heilige Gral oder ein Irrweg betrieblicher Bildung?
Nele Graf
Die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehnmen ist stark mit einer kontinuierlichen Kompetenzentwicklung der Mitarbeitendenverbunden. Grofles Zukunftspotenzial hat dabei das selbstgesteuerte Lernen. Dafür müssen Unternehmen unbedingt die Voraussetzungen schaffen.
außerdem:
Interview mit Michael Heister, Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn: Selbstgesteuertes Lernen ist für mich ein zentrales Element modernen Lernens.
In der beruflichen Erstausbildung sind die Strukturen stark auf Steuerung von auflen ausgerichtet. Selbstgesteuertes Lernen spielt dabei noch keine grofle Rolle. Aber das Potenzial, dieses in Schule und Betrieb zu fördern, ist laut Michael Heister vom Bundesinstitut für Berufsbildung vorhanden.