Lernen in urbanen Räumen ist allgegenwärtig, von Kindergärten bis zu Universitäten und von alltäglichen Straßenszenen bis zu Museen. Diese Ausgabe der Zeitschrift “Weiterbildung” beleuchtet die vielfältigen Lern- und Bildungspotenziale städtischer Umgebungen. Mit der steigenden demografischen Bedeutung von Städten, wo bald mehr Menschen leben als auf dem Land, wächst auch die Relevanz urbaner Bildungskonzepte. Frank Tümper diskutiert im Interview das Matrix-Programm, das Städte als Lernorte nutzt. Der Artikel beleuchtet zudem urbane “Stadtmöbel” als Lernpotenziale und präsentiert den erlebnisorientierten Ansatz “City Bound”, der städtische Ressourcen für Bildungszwecke nutzt, einschließlich eines Weiterbildungsprogramms für kommunale Führungskräfte in Augsburg unter dem Motto “Stadtgestaltung statt Verwaltung”.
Interview mit Frank Trümper:
„Die Methode Fußball-WM als Vorbild.“
Lernen mit und über den Ort
Bildungsprozesse geschehen nicht im luftleeren Raum, sondern richten sich immer auf das soziale Miteinander. Der Einbezug der Lebenswelt in die Erwachsenenbildung ist deshalb unumgänglich. Beim Thema „Stadt“ sollte vor allem das Lernen mit und über den Ort eine Rolle spielen.
Grenzerfahrungen und Perspektivenwechsel
Mit dem Konzept des City Bound wird die Idee des erfahrungsorientierten Lernens auf den städtischen Raum übertragen. Die Stadt wird als Lernort genutzt, um Grenzerfahrungen und Perspektivenwechsel zu ermöglichen, mit dem Ziel, soziales Lernen und Persönlichkeitsentwicklung zu fördern.
Bildung en passant
Stadtmöbel wie Buswartehallen, Kioske, Bänke, Toiletten oder Papierkörbe verbessern nicht nur die Lebensqualität in einer Stadt, sie tragen in vielfacher Hinsicht auch zum Lernen bei. Der Stadtmöbelhersteller Wall AG in Berlin zeigt mit zahlreichen Beispielen welche Lernpotenziale solche Objekte bieten.
Abschied vom urbanen Pessimismus
In der Nach-68er-Zeit breitete sich in Deutschland ein urbaner Zukunftspessimismus aus. Die Sozialforschung prognostizierte den Niedergang der Städte und klagte über ihre „Unwirtlichkeit“ als Anstiftung zum Unfrieden. „Rettet unsere Städte jetzt!“ lautete die dramatische Forderung des Deutschen Städtetages 1971. Das alles war einmal. Jetzt lautet die Leitlinie eher: „Die Zukunft entscheidet sich in den Städten!“ und „Ohne Städte ist kein Staat zu machen!“
Pluralität des Lehrens bestätigt
In der Literatur finden sich vielfache Hinweise darauf, dass (nicht nur) im Feld der Weiterbildung von einer Pluralität des Lehrens zu sprechen ist . Die Unterscheidung zwischen einer personalen, medialen und strukturalen Form der Wissensvermittlung oder die Gegenüberstellung konstruktivistischer und systemvermittelnder Lehr-Lern-Arrangements beziehungsweise Lernkulturen mag hier als eine erste grobe Differenzierung angesehen werden – die allerdings durch detaillierte empirische Befunde zu ergänzen ist.
Berufliche Identität bilden
Kairos, der Gott der günstigen Gelegenheit und des rechten Augenblicks, stand vielleicht Pate, als im Jahr 1999 am Bundesinstitut für Erwachsenenbildung St. Wolfgang (BIfEB) in Strobl/ Österreich der erste von inzwischen sieben Lehrgängen für Bildungs- und Berufsberaterinnen entstand. Im Niemandsland zwischen Bildungssystem und Arbeitsmarkt und ihren jeweiligen Beratungsschienen hatte sich aufgrund der gesellschaftlichen Umwälzungen bildungspolitischer Handlungsbedarf ergeben. Bildungs- und Berufsberatung als für jeden jederzeit zugängliche Dienstleistung jenseits des reglementierten Bildungswesens wurde als in öffentlichem Interesse liegend erkannt und rückte auf der bildungspolitischen Agenda weit nach oben.