Grundlagen der Weiterbildung 04/2002: Weiterbildungsstatistik – Aufbau, Anwendung, Nutzen

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Weiterbildungsstatistik – Aufbau, Anwendung, Nutzen

Statement
Puzzlesteine oder Verwirrspiel?
DIE-Projekt
Nutzenaspekte
Auf die Art der Anwendung kommt es an
Befragung von Erwerbstätigen durch das Institut der deutschen Wirtschaft
Daten für Adressaten
EUROSTAT
Erwachsenenbildungsstatistik in Österreich
Was wissen wir über Weiterbildung und was möchten wir wissen
Bilanzierungsfähigkeit von Humankapital
Weiterbildungsbeteiligung
Aus biologisch-medizinischer Sicht
Beiträge der zweiten Europäischen Erhebung zur berieblichen Weiterbildung

Artikelnummer: wb_2002-04 Kategorien: , , , ,

Beschreibung

In der aktuellen Ausgabe der Weiterbildung lesen Sie u.a. folgende Beiträge:

Statement

Weiterbildung ist derzeit ein besonders aktuelles Thema. Dies ist ja auch logisch, denn jeder weiß inzwischen, dass mit der Berufsausbildung im dualen System, in einer berufsbildenden Schule oder an einer Hochschule die Bildungsprozesse weder beginnen noch beendet sind. Das ganze Leben über wird gelernt.

Puzzlesteine oder Verwirrspiel?

Im Gegensatz zu den anderen Bildungsbereichen ist die Datenlage für die Weiterbildung in Deutschland uneinheitlich und nicht vollständig. Sie erscheint zunächst verwirrend, da sie aus einer Vielzahl unterschiedlich erhobener und verschiedene Teilaspekte abdeckender Daten besteht. Ein Zusammensetzen der einzelnen weiterbildungsstatistischen Puzzlesteine aus Ausschnitten des Weiterbildungsangebots, der Nachfrage- und Unternehmenssicht ergibt allerdings ein recht umfassendes Bild des Weiterbildungsgeschehens. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die regelmäßig in Deutschland erhobenen Daten zur Weiterbildung und zeigt ergänzend die auf internationaler Ebene stattfindenden Initiativen zur Erhebung der Weiterbildungsbeteiligung und deren Vergleichbarkeit auf.

DIE-Projekt

Eine mangelhafte Datenlage bzw. eine zu starke Spezifizierung bei der Datenerhebung stellen derzeit die Hauptprobleme der Weiterbildungsstatistik dar. Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) sucht in einem Projekt durch die Entwicklung von Weiterbildungsstatistik in Verbünden nach einer Lösung.

Nutzenaspekte

Die statistische Erfassung des Weiterbildungsgeschehens in Deutschland zeigt sich – im Gegensatz beispielsweise zum Schul- und Hochschulbereich – zz. immer noch sehr parzelliert und lückenhaft. Das ist insofern erstaunlich und unverständlich, als damit der quantitativen und qualitativen Bedeutung gerade dieses Bildungssektors viel zu wenig Rechnung getragen wird. Weiterbildungsstatistik beinhaltet für die Einrichtungen, die verschiedenen Politikressorts oder die Wirtschaft weit mehr als nur die wissenschaftlich begleitende, dokumentierende und leidlich legitimierende „Pflichtübung“ einiger Akteure des Bildungswesens oder Statistiker. Dafür ist die Weiterbildung ein zu prägender gesellschaftlicher Aktionsraum. Die vielschichtigen praktischen Nutzenaspekte von zumindest bundesweit vergleichbar und umfassend anzulegenden empirischen Untersuchungen der Weiterbildung und ihren Ergebnissen – im Spannungsfeld gesellschaftlicher Entwicklungen und Entscheidungen – werden hier deshalb zusammengefasst.

Auf die Art der Anwendung kommt es an

Weiterbildungsstatistiken sind ein wichtiges Hilfsmittel zur Steuerung sowohl für einzelne Weiterbildungseinrichtungen als auch für (z.B. regionale) Weiterbildungssysteme. Aber aufgepasst vor schnellen Schlüssen bzw. vor scheinbaren aus Statistikdaten sich ergebenden „Sachzwängen“: Statistikdaten werfen vor allem Fragen auf, bestätigen Erwartungen oder enthüllen Unvorhergesehenes, nehmen aber niemals Entscheidungen ab.

Befragung von Erwerbstätigen durch das Institut der deutschen Wirtschaft

Umfang und Strukturen der privaten Weiterbildung sind durch verschiedene Erhebungen hinreichend gut dokumentiert (BMBF 2001). Sie geben in der Regel jedoch keine Auskunft über das finanzielle Engagement der Teilnehmer selbst. Daten darüber wären jedoch wichtig, um die Anteile der verschiedenen Financiers von Weiterbildung abschätzen zu können. Dies gilt um so mehr, als dem privaten Engagement eine wachsende Bedeutung sowohl zur Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit als auch als Teil der Lebensgestaltung beikommt. Angaben über den privaten Weiterbildungsaufwand wären für Bildungsanbieter zugleich eine wichtige Quelle als Marktinformation, um auf dieser Basis ihre Marketingstrategien zu fundieren. Um diese Lücke schließen zu helfen, hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln zusammen mit dem Befragungsinstitut „Marktforschung Rheinland“ eine telefonische Befragung bei 1 003 Erwerbspersonen durchgeführt (Weiß 2001). Die Struktur der Stichprobe spiegelt die Struktur der Grundgesamtheit hinreichend wider. Auf Grund der gewählten Methode sind jedoch Frauen, ältere Befragte und nicht berufstätige Personen etwas stärker vertreten.

Daten für Adressaten

Entscheidungen, das ist bekannt, sind in der Regel um so besser, je mehr sie sich auf Informationen und Daten stützen können. Diese sind zwar keine Gewähr für eine „richtige“ Entscheidung, bieten jedoch die notwendige Grundlage dafür, dass Auswahl, Weg, Verfahren, Abschluss und Verwertung eingeordnet und sachgerecht strukturiert werden können. Doch wie sieht die Datenlage bei Weiterbildungsentscheidungen aus?

EUROSTAT

Die Anpassung der Bildungssysteme, die Erhöhung des Qualifikationsniveaus der Arbeitnehmer, die Förderung des lebenslangen Lernens und höhere Investitionen in den Bildungsbereich wurden im März 2000 von den EU-Staats- und Regierungschefs auf ihrem Lissabonner Gipfeltreffen als Themen von höchster Priorität identifiziert, um das in Lissabon definierte neue strategische Ziel der EU zu erreichen, „die EU bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum in der Welt zu machen“. Als quantitative beschäftigungspolitische Vorgabe wurde formuliert, dass die EU-Beschäftigungsquote bis zum Jahr 2010 von damals ca. 61% möglichst nahe an 70% herangeführt werden soll. Hinsichtlich der Überprüfung der in Lissabon beschlossenen bildungs- und beschäftigungspolitischen Ziele gibt es deshalb eine starke Nachfrage nach einer Verknüpfung von Beschäftigungs- und Bildungsdaten, um die Annäherung an diese Vorgaben zu überprüfen.

Erwachsenenbildungsstatistik in Österreich

Statistik lügt. Mit ihr kann alles und das Gegenteil bewiesen werden. Solche Aussagen gehören zu den unausrottbaren Vorurteilen gegenüber Statistik, die nicht lügen und keineswegs dies, jenes und gleichzeitig anderes beweisen kann. Statistik kann – sieht man von bewusster Manipulation ab – fehlerhaft erarbeitet, falsch ausgewertet und interpretiert sowie unrichtig verwendet werden. Das ist aber überprüfbar. Als Wissenschaft von den Massenerscheinungen ist sie ein Element von Demokratie, da sie der Transparenz dient, Entscheidungsgrundlagen liefert und zur Gestaltbarkeit der Verhältnisse beiträgt. In der Bildung ist sie ein Element von Professionalität. Sie ist aber nicht Selbstzweck. Für sich genommen und als unanalysierter Datenfriedhof ist sie sinnlos. Solchen Überlegungen wird in der Erwachsenenbildung kaum nachgegangen. Statistik wird vielfach als Mühe und Last empfunden, vor allem von jenen, die sie am jeweiligen Ort erarbeiten, ohne sie in größere zusammenhänge einzuordnen.

Was wissen wir über Weiterbildung und was möchten wir wissen

Statistische Informationen zur Weiterbildung stammen heute aus verschiedenen Datenquellen, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Es wird der Aufbau einer Weiterbildungsgesamtrechnung vorgeschlagen, in deren Rahmen Daten auf aggregiertem Niveau zusammengeführt und für die Berechnung von vergleichenden Kennziffern genutzt werden können. Vorbereitende Arbeiten wie die Konzeption von einheitlichen Definitionen und harmonisierten Erhebungen sind im Gange.

Bilanzierungsfähigkeit von Humankapital

Für eine Aufstellung personeller Vermögenswerte gibt es eine Reihe unterschiedlicher Anlässe. Sowohl einmalige Situationen wie Unternehmenskauf oder -verkauf als auch regelmäßig wiederkehrende Anlässe wie Jahresabschlüsse, externe Berichterstattung für Investoren und andere Anspruchsgruppen oder interne Berichterstattung zum Beispiel eines Konzerns legen nahe, nicht nur das finanzielle bzw. materielle, sondern auch das personelle Vermögen des Unternehmens transparent zu machen. Dieses erfolgt auf drei Ebenen: Personalbericht, Personalwertbericht und Personalbilanz.

Weiterbildungsbeteiligung

Die Präsentation aktueller Daten zur Weiterbildung ist aus mehreren Gründen nicht unproblematisch. Die vorhandenen Informationsquellen sind untereinander oft gar nicht oder nur schwer vergleichbar. Nur in wenigen Fällen lassen sich die Daten aggregieren. Sie sind im Hinblick auf die zu Grunde gelegten Definitione!l (z.B. von Weiterbildung, von Teilnahme, von Veranstaltung), auf den räumlichen Einzugsbereich, auf den zeitlichen Bezug, auf die Erhebungstechnik und auf das Auswertungsverfahren nicht kompatibel. Über diese strukturellen Probleme hinaus ist die Erhebung von Weiterbildungsdaten mit grundsätzlichen Problemen konfrontiert (vg 1. Gnahs 1999): Schwierigkeiten bei der Erfassung (z.B. bei Weiterbildungsprozessen außerhalb des Bildungssystems oder beim selbstgesteuerten Lernen), Abgrenzung zwischen Weiterbildung und anderen Tätigkeiten sowie Bedeutungswandel der Weiterbildung. Summa summarum wird deutlich, dass der Aussagewert weiterbildungsstatistischer Daten geschmälert ist, eine Feststellung, die auch die im Folgenden präsentierten Statistiken einschließt.

Aus biologisch-medizinischer Sicht

(TEIL 2, Fortsetzung aus Heft 3/2002)
Eine der bemerkenswertesten interdisziplinären Annäherungen findet derzeit zwischen der Psychologie und der Neurophysiologie des Lernens statt. Beide Disziplinen gelangen von ihren jeweils eigenständigen Methoden her zu immer besser übereinstimmenden Vorstellungen von den physiologischen Grundlagen des Lernens. Solche interdisziplinären Konvergenzen finden sich sowohl bei Modellen, die eine Phaseneinteilung der Lernprozesse postulieren als auch bei solchen, die verschiedene Speicher der Gedächtnisinhalte unterscheiden.

Beiträge der zweiten Europäischen Erhebung zur berieblichen Weiterbildung

Im März 2000 hat der Europäische Rat in Lissabon das strategische Ziel für das kommende Jahrzehnt definiert, die Europäische Union zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu machen – einem Wirtschaftsraum, der fähig ist, ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum mit mehr und besseren Arbeitsplätzen und einem größeren sozialen Zusammenhalt zu erzielen. Ein wichtiger Baustein zur Erreichung dieses Ziels umfasst das lebenslange Lernen, d.h. alles Lernen während des gesamten Lebens, das der Verbesserung von Wissen, Qualifikationen und Kompetenzen dient. Aus beschäftigungspolitischer Sicht trägt lebenslanges Lernen wesentlich zur Beschäftigungsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der Menschen in einer wissensbasierten Gesellschaft und zu ihrer sozialen Einbindung bei. Der Statistik kommt die schwierige Aufgabe zu, lebenslanges Lernen zu „messen“. Damit sollen jene Informationen und vergleichbaren Bewertungsmaßstäbe – Indikatoren – verfügbar gemacht werden, die es der Politik ermöglichen, die notwendigen bildungs- und wirtschaftspolitisch wirksamen Entscheidungen zu treffen. Gleichzeitig sollen Entwicklungen verfolgt und die Umsetzung und Wirksamkeit dieser Entscheidungen bewertet werden können.

Zusätzliche Information

Ausführung

Digitalausgabe, Printausgabe

Format

280 x 210mm

Druck

Komplett in Farbe!

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