Schnittstellen im Bildungswesen: Autonomie oder Verzahnung der Weiterbildung
Bildung ist ein höchst individuelles Gut, das sich jeder Mensch ganz persönlich aneignen muß, um seine Anlagen, Fähigkeiten und Fertigkeiten voll zur Entfaltung kommen zu lassen. Gleichzeitig bedingt Bildung den Bezug zum Mitmenschen, auch zu den Angehörigen früherer Generationen, deren Wissen, Erfahrungen und Wertvorstellungen in die Gegenwart zu übertragen sind. Vor allem aber geht es dabei um den Bezug zu den Menschen der heutigen Generation mit all ihren widerstrebenden Meinungen, unterschiedlichen Interessen und weltanschaulichen Auffassungen. Im Dialog mit den anderen wird der eigene Standpunkt geprägt und gefestigt, argumentativ verteidigt oder kritisch überprüft. Durch die Leistungsprovokation des Wettbewerbs werden kreative Kräfte geweckt, die wiederum innovative Impuls freisetzen.
Privatisierung des Lernens
Unter dem Stichwort „Privatisierung des Lernens“ hat der Deutsche Didacta Verband eine Diskussion über die künftige Ausrichtung unseres Bildungswesens in Gang gesetzt, deren Ende noch völlig offen ist. Im folgenden sollen einige Kernaspekte des aktuellen Diskussionsstandes vorgestellt werden.
Innovative Studiengänge
In jüngster Zeit stehen die Hochschulen wieder im Mittelpunkt bildungspolitischer Kontroversen: Neben der umstrittenen Frage, wieviele Akademiker auf dem Arbeitsmarkt benötigt werden, werden immer häufiger Zweifel an der Qualität der Hochschulausbildung geäußert. Vielen kritischen Stimmen erscheinen die materiellen Rahmenbedingungen der Hochschulen als unzureichende Voraussetzung für ein sinnvolles Studium. Aber auch die Studenten und Professoren selbst geraten zunehmend in das Kreuzfeuer der Kritik. Dabei zielen die mahnenden Hinweise zum einen auf die als mangelhaft angesehene schulische Vorbildung der’ Studienbewerber. Zum anderen werden Bedenken geäußert, ob das. Engagement der Professoren in der Lehre nicht oft zugunsten von Forschungsinteressen und Gutachteraktivitäten vernachlässigt wird.
Schule und Wirtschaft: Weiterbildung als gemeinsame Aufgabe
In der deutschen Kammerlandschaft einzigartig ist die KAMMERGEMEINSCHAFAT USBILDUNGU ND BILDUNG der Industrie- und Handelskammern in den Ländern Bremen, Hamburg, MecklenburgVorpommern, Niedersachen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Vor 35 Jahren als Gemeinschaftsinstitution von dreizehn Kammern gegründet, koordiniert und fördert sie seitdem sämtliche Maßnahmen der Mitgliedskammern, die sich auf die Zusammenarbeit mit dem allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulsystem richten. Der Beitrag beleuchtet dieses Koordinationsgefüge und zeigt aktuelle Themen der Zusammenarbeit auf.
Schulzeitverkürzung
Die Debatte um Schulzeitverkürzung wird zur Zeit vorwiegend entlang der radikalen Alternative geführt, generell für alle Schüler am Gymnasium entweder zwölf oder dreizehn Jahre Schulzeit vorzusehen. Dadurch ist die Situation eines Nullsummenspiels entstanden: Der Gewinn des einen ist nur bei Verlieren des anderen zu erreichen. In dieser Ausschließlichkeit muß die Diskussion jedoch nicht weiter verlaufen. Es sind vielmehr Modelle denkbar, die einen tragfähigen Kompromiß insofern darstellen, als sie alternative Lösungen in der Schulzeitfrage ermöglichen.
Betriebliche Weiterbildung – Investitionen der Wirtschaft
Investitionen in das Humankapital haben für die Unternehmen eine hohe Bedeutung für die Sicherung und Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Im Jahre 1992 haben insgesamt rund 18,8 Mio. Mitarbeiter an internen oder externen betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen. Einschließlich der indirekten Kosten der Lohnfortzahlung haben die Unternehmen einen Betrag von 36,5 Mrd. DM für die Weiterbildung aufgewendet. Das zeigt, daß die Unternehmen ihre Verantwortung in der beruflichen Weiterbildung durch entsprechende Angebote und deren Finanzierung wahrnehmen.
Weiterbildung und Beschäftigungspolitik
Daß Weiterbildung eine zentrale Rolle im Bemühen spielt, Arbeitslosigkeit zu reduzieren und Defizite an angemessen qualifizierten Mitarbeitern in den Unternehmen zu vermeiden, steht außer Zweifel. Millionen Menschen werden in ihren Berufen weitergebildet oder mit Weiterbildung auf neue Aufgabenfelder vorbereitet.