Grundlagen der Weiterbildung 02/2005: Formales und informelles Lernen

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Formales und infprmelles Lernen

Lebenszusammenhang als Lernort nutzen
Berichtssystem Weiterbildung
Kapazitätsreserve für Wohlfahrt und Innovation
Aufforderung zum dialogischen Prozess
Ein prozessorientiertes Verfahren zur Ermittlung informeller Kompetenzen
Chiron – Gesellschaft für Berufsbildung und Sozialforschung
Keine bildungspolitische Fiktion
Unterstützungsstruktur für mittlere Führungskräfte in KMU
Neuere Entwicklungen im französischen System
Identifizierung, Bewertung und Anerkennung
Politische Opportunität oder identitätspsychologische Notwendigkeit?
Dialogorientierte Interaktion in Organisationen
Eine empirisch gestützte Analyse

Artikelnummer: wb_2005-02 Kategorien: , , ,

Beschreibung

In der aktuellen Ausgabe der Weiterbildung lesen Sie u.a. folgende Beiträge:

Interview mit Professor Dr. h.c. Clemens Klockner:

Lebenszusammenhang als Lernort nutzen

Berichtssystem Weiterbildung

Wie hat sich die Beteiligung an Weiterbildung in Deutschland entwickelt? Eine Antwort auf diese Frage ermöglicht seit 1979 das Berichtssystem Weiterbildung (BSW). Das BSW wird im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vön einem Forschungsverbund durchgeführt, dem TNS Infratest Sozialforschung (Federführung), das IES Hannover, Dr. Dieter Gnahs und Helmut Kuwan, Sozialwissenschaftliche Forschung und Beratung München angehören. Auf eine kurze Formel gebracht lautet das zentrale Ergebnis des vom BMBF kürzlich veröffentlichten Trendberichts wie folgt (vgl. Kuwan/Thebis 2005): Das Interesse an Weiterbildung in Deutschland ist ungebrochen, die Weiterbildungsteilnahme jedoch weiter rückläufig.

Kapazitätsreserve für Wohlfahrt und Innovation

Als Humanvermögen der Gesellschaft ist Bildung eine der wichtigsten, weil vermehrbaren und letztlich nicht begrenzten Kapazitätsreserven für die Schaffung von Wohlfahrt und für die Förderung der Ideen, aus denen Innovationen entstehen. Individuen investieren in Bildung, weil sie wissen, dass sich Bildung auszahlt und ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt stärkt. Arbeitgeber stützen sich bei der Rekrutierung ihrer Beschäftigten auf Qualifikationen und bemessen die Arbeitsentgelte nach der erworbenen Bildung, weil sie davon ausgehen, dass diese die Produktivität erhöht. In diesem Beitrag stehen diese ökonomischen und arbeitsmarktbezogenen Aspekte im Vordergrund, während die vielfältigen sozialen, politischen und kulturellen Implikationen von Bildung unberücksichtigt bleiben.

Aufforderung zum dialogischen Prozess

Zunehmend beeinflussen die Realitäten des europäischen Wirtschaftsraumes und der ökonomischen Globalisierung die Entwicklungen auf den nationalen Arbeitsmärkten. In immer kürzeren Intervallen verändert sich die Berufs- und Arbeitswelt mit der Folge, dass berufliche Tätigkeits- und Qualifikationsprofile eine noch vor Jahren nicht prognostizierbare Dynamik zur Diversifizierung zeigen. Innerhalb der Erwerbsarbeit wie im sozialen Umfeld verlangt dies vom Einzelnen, sich auf ständig wandelnde Prozesse und Rahmenbedingungen einzustellen.

Ein prozessorientiertes Verfahren zur Ermittlung informeller Kompetenzen

Konzepte des lebenslangen Lernens beruhen auf einem offenen und integrativen Lernbegriff. Sie zielen also auf einen umfassenden, prozessund kompetenzorientierten Lernbegriff, der den Menschen im Gesamtkontext seines Lebens- und Arbeitsumfeldes betrachtet. 70-80% des Lernens erfolgt außerhalb formaler Lernumgebungen. Daher ist es unabdingbar, Nachweis und Anerkennung nicht allein auf traditionelle Bildungs- und Berufsabschlüsse zu beschränken. Flexible, einfache, aber gleichzeitig auch präzise Instrumente sind notwendig um Kompetenzen zu erfassen, nachzuweisen und anzuerkennen.

Chiron – Gesellschaft für Berufsbildung und Sozialforschung:

Seit rund vier Jahren setzt die Bozner Gesellschaft für Berufsbildung und Sozialforschung »Chiron« den Europäischen Lebenslauf (EL) im eigenen Kursprogramm ein. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei vor allem der Erfassung informeller Kompetenzen geschenkt. An einem konkreten Ausbildungsprojekt für alleinerziehende Frauen werden die gesammelten Erfahrungen sowie die Stärken und Schwächen dieses Modells aufgezeigt.

Keine bildungspolitische Fiktion

In kaum einer mit Bildung befassten Grundsatzerklärung fehlt der Verweis auf lebenslanges Lernen, ohne dass die umfassende Bedeutung tatsächlich immer bekannt ist. Das gilt – wie empirische Untersuchungen belegen – in ganz besonderem Maße für die Universitäten (Lischka 2000). So ist es speziell dort zunächst noch immer erforderlich, überhaupt erst das Konzept in seiner Gesamtheit aufzugreifen, u.a. bezogen auf eine stärker lebensweltbezogene Ausrichtung des Studiums, die Nutzung außeruniversitärer Erfahrungen der Studierenden, flexiblere Studienzugangs-, Unterbrechungs- und Abschlussmöglichkeiten, die Auflösung der strengen Trennung von Aus- und Weiterbildung, Direkt- und Fernstudium, formalem und informellem Lernen u.a.m. (vgl. Dohmen 1996). Das bedeutet auch, ein grundständiges Studium als individuelle Weiterbildung in Fortsetzung unterschiedlicher Bildungsbiografien zu verstehen, die Hochschulzugangsmöglichkeiten für »Nichtabiturienten« zu erweitern und deren bereits vorhandene Kompetenzen mit der Einführung von Leistungspunktsystemen differenziert anzurechnen. Gerade die Verbindung von beruflicher, allgemeiner schulischer sowie hochschulischer Bildung, informell und nonformal erworbener Kompetenzen erweist sich dabei als ein Desiderat.

Unterstützungsstruktur für mittlere Führungskräfte in KMU

Mittlere Führungskräfte sind insbesondere in KMU Schlüsselpersonen der Förderung und Verknüpfung non-formaler und informeller Lernaktivitäten. Ein Beispiel aus dem Modellversuch FILIP zeigt, wie sie bei dieser Aufgabe unterstützt werden können.

Neuere Entwicklungen im französischen System

Das französische System der Anerkennung der Berufserfahrung ermöglicht es, dass Kandidaten ein anerkanntes Diplom erwerben, indem sie ihre Berufserfahrung als Qualifikation und Kompetenzen generierend geltend machen. Dies gilt sowohl für den Zugang zu Diplomen als auch für die Ausbildung innerhalb von Bildungsgängen selbst. Die Validerung wird von entsprechend berufenen Kommissionen durchgeführt und betrifft alle im französischen nationalen Register aufgeführten Diplome. Die steigende Anzahl der Antragsteller seit 2002 dokumentiert das Interesse der Arbeitnehmer an dieser Maßnahme, insbesondere zum Zweck der Steigerung der Beschäftigungsfähigkeit.

Identifizierung, Bewertung und Anerkennung

Bis dato – sieht man von der Partizipation an den europäischen Projekten zur Transparenz ab – sind hinsichtlich der Transparenz und Validierung von non-formal und informell erworbenen Kenntnissen und Fertigkeiten sowohl die bildungspolitischen Diskussionen wie auch die Bildungspraxis stark auf Zertifizierung ausgerichtet und stehen unter dem Primat einer Abbildung von Lernprozessen unterschiedlicher Art in einer Form, die Resonanz im Formalsystem erzeugt. Es lässt sich derzeit aber keine integrierte Strategie erkennen, die in absehbarer Zeit eine systematischere Berücksichtigung von non-formal und informell erworbenen Kompetenzen zum Ziel hätte. Unabhängig davon zeigen sich einzelne interessante Initiativen, die den auch in Österreich evidenten Bedarf daran aufgreifen und in spezifischen Bereichen wirksam werden. Inwieweit diese eine Gesamtentwicklung anstoßen oder gar vorantreiben könnten, ist zurzeit nicht zu beantworten.

Politische Opportunität oder identitätspsychologische Notwendigkeit?

Gemäß des in der Schweiz seit 2004 geltenden neuen Berufsbildungsgesetzes können berufliche Ausweise neu nicht nur „durch eine Gesamtprüfung, … (sondern auch) … durch andere vom Bundesamt anerkannte Qualifikationsverfahren (nachgewiesen werden)“ (Gesetz über die Berufsbildung (nBBG), Art. 33). „Als andere Qualifikationsverfahren gelten Verfahren, die in der Regel nicht in Bildungserlassen festgelegt, aber geeignet sind, die erforderlichen Qualifikationen festzustellen“ (Verordnung über die Berufsbildung (nBBV), Art. 31.1).

Dialogorientierte Interaktion in Organisationen

Die meisten von uns haben eine Vorstellung davon, was es heißt, mit anderen in einen Dialog zu treten, gemeinsam zu denken und neue Gedanken zu entwickeln. Im Alltag gerät dieses Wissen jedoch häufig in den Hintergrund. Stattdessen absorbieren Bereichsdenken, Machtkämpfe und Schnittstellenprobleme unsere Zeit und Energie. Innovationen und erfolgreiche Weiterentwicklungen in Organisationen bleiben aus. Die Qualität des gemeinsamen Denkens und Handelns in  Organisationen lässt sich erhöhen, indem Organisationsmitglieder ihre dialogischen Kompetenzen ausbauen. Sie können diese Fähigkeiten dann einsetzen, um hierarchie-, funktions- und kulturübergreifende Kommunikationsprozesse konstruktiv zu gestalten.

Eine empirisch gestützte Analyse

Auf der Basis narrativ-fokussierter Interviews wird empirisch zu klären versucht, welche konstitutiven Elemente informelles Lernen kennzeichnen. In der Analyse kristallisierten sich Motivation, Lernzugriff, Denkprozess und Persönlichkeitsmerkmale als dieses Lernen primär strukturierende Dimensionen heraus. Sie fügen sich zu einem Bild, das informelles Lernen als explizit metakognitiv gesteuerten Selbstlernprozess darstellt, in Angriff genommen von Lernern mit ausgeprägtem Neugierverhalten, Durchhaltewillen und hohem Selbstwertgefühl.

Zusätzliche Information

Ausführung

Digitalausgabe, Printausgabe

Format

280 x 210mm

Druck

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