Die Debatte um Qualität in der Weiterbildung wurde durch die Einführung externer Qualitätsnormen wie ISO 9000 nachhaltig geprägt und hat die Weiterbildung nachhaltig verändert, indem prozessorientierte Ansätze an Bedeutung gewannen. Diese Neuerungen führten zu Widerstand und Unsicherheiten, besonders durch die Übernahme von anglo-amerikanischen Konzepten wie Peer Reviews und output-orientierten Standards. Zudem bringt die Einführung des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQF) und nationaler Äquivalente (NQF) neue Herausforderungen, indem sie auch informelles Lernen und erworbene Kompetenzen quantifizieren wollen. Diese Entwicklungen sorgen für kontinuierliche Debatten und Unmut, sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis, wobei die Bildung oft als bloßes Mittel zur Erfüllung externer Standards gesehen wird. Das aktuelle Heft reflektiert diese Situation und Diskussionen, ohne eine Prognose über die zukünftige Richtung der Qualitätsdiskussion zu geben.
Interview mit Walther Kösters:
„Bildungstests müssen öffentlich finanziert werden.“
Gelungenes Lernen ermöglichen
Lernprozesse sind von verschiedenen Faktoren abhängig und daher nicht steuerbar. Das Problem der Qualitätssicherung von Bildungsveranstaltungen besteht also darin, einen Prozess zu verbessern, der nur schwer beeinflussbar ist. Das Qualitätsmodell „Lernerorientierte Qualitätstestierung für Bildungsveranstaltungen“ versucht die Qualität von Lehrgängen zu steigern, indem es eine Definition gelungenen Lernens vorgibt.
Allheilmittel Zertifizierung?
Ohne Zertifizierung scheint bald gar nichts mehr zu gehen. Das Geschäft von Beratungsdienstleistern floriert und das Angebot an Methoden zur Qualitätskontrolle ist unüberschaubar geworden. Wenn Qualitätsentwicklung aber nur dazu dient, sich als Weiterbildungsorganisation zu legitimieren, hat sie ihr Ziel verfehlt. Sie muss eine intern motivierte Strategie eines jeden Bildungsdienstleisters sein.
Wirkung von Qualitätsverfahren unbewiesen
Qualitätssicherung und -entwicklung sind mittlerweile auch in der Weiterbildung ein „must“. Wer sich hier verweigert gerät in der Bildungslandschaft schnell an den Rand. Was aber hat es mit der Qualität der Qualitätssicherung auf sich? Eine umfassende Forschung zur Überprüfung von Qualitätsverfahren und der Beweis ihrer positiven Auswirkung fehlen bisher noch gänzlich.
Arbeiten und Lernen verbinden
Wie der betriebliche Wandel und die wachsende Bedeutung von Lern- und Wissensprozessen in der Arbeit zeigen, werden veränderte Lernorientierungen und Arbeiten und Lernen verbindende Lernformen immer wichtiger. Das selbstgesteuerte Lernen und das arbeitsprozessorientierte Lernen werden aus individueller wie aus betrieblicher Perspektive favorisiert. Neben neuen Lernformen in der Arbeit, fördern bewusste Lern-Arbeitshandlungen die Verbindung von Arbeiten und Lernen.
Der autonome Lerner ist gefordert
Die Übertragbarkeit des Qualitätskonzepts auf den Bildungsbereich ist oft skeptisch hinterfragt und zum Teil grundsätzlich bestritten worden. Solche Vorbehalte sind jedoch zumindest für den Bereich der betrieblichen Bildung eher ungewöhnlich. Aus der Sicht betrieblicher Personalentwicklung geht es in Bildungsprozessen um das Erreichen klar definierter – für den Unternehmenserfolg relevanter – Ziele. An Prozessen und Produkten interessiert ihr Beitrag zur Zielerreichung, wie er aus der Perspektive des Bildungscontrollings, der berufspädagogischen Evaluation oder des Qualitätsmanagements erhoben werden kann. Über die tatsächliche Verbreitung elaborierter Methoden der Qualitätssicherung in der betrieblichen Bildungsarbeit ist damit freilich noch nichts gesagt.
Kompetenzen – jeder sieht es anders
Das bildungswissenschaftliche Kompetenzkonzept findet seinen Ursprung in Noam Chomskys Kompetenztheorie zur Linguistik und Sprachphilosophie. Chomsky differenziert dabei zwischen Sprachkompetenz als Kenntnis des Sprecher- Hörers von seiner Sprache und Sprachverwendung (Performanz) als der Gebrauch der Sprache in konkreten Situationen. Dieses Konzept ist allerdings weit entfernt von den aktuellen Kompetenzdebatten in der Berufsbildungsforschung und -politik. Wichtig ist es daher, die Hauptmerkmale des Kompetenzverständnisses in Deutschland, England und Frankreich zu identifizieren.