Bildung in Schieflage
Das in Schule und Ausbildung vermittelte Wissen ist längst nicht mehr das unserer Eltern. Zunehmendem Wandel unterworfen, bedeutet Basiswissen heute nicht nur die Beherrschung klassischer Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen, sondern auch der Umgang mit modernen Kommunikationstechnologien, soziale Kompetenzen und die Beherrschung von Fremdsprachen. Soweit die Theorie – die Realität sieht jedoch anders aus. Die Kluft zwischen den in Schule und Ausbildung erworbenen und im Beruf geforderten Kompetenzen ist unübersehbar. Schon vor Bekanntwerden der Ergebnisse von PISA (Programme on International Student Assessment) wussten zumindest deutsche Unternehmen, dass die Kenntnisse der Schulabgänger in Deutsch oder Mathematik nicht mehr den Anforderungen im Betrieb entsprachen. Jetzt haben wir die traurige Gewissheit, dass Deutschland auch im internationalen Vergleich hinterherhinkt. Defizite in wichtigen Fächern sind aber nicht nur ein Problem der Schulen. Sie könnten sich auf Dauer auf die Weiterbildungschancen einer ganzen Generation auswirken.
Begriffsanalyse
Der Begriff Nachhaltigkeit findet derzeit in unterschiedlichen Kontexten Verwendung, so ist von nachhaltiger Entwicklung, nachhaltigem Wirtschaften, nachhaltigem Lernen oder auch einer nachhaltigen Bildung die Rede. Von einigen Seiten wird daher auch der z.T. inflationäre Gebrauch des Begriffes „Nachhaltigkeit“ und seine Übertragung auf den Bildungsbereich kritisiert. Dennoch hat der Begriff auch Einzug in die erwachsenenpädagogische Diskussion gefunden, was aus den Arbeiten um das „Forschungsmemorandum für die Erwachsenen- und Weiterbildung“ (Arnold u.a. 2000) hervorgeht. Es scheint aus diesem Grunde angebracht, den Begriff „Nachhaltigkeit“ und seine Übertragung auf den Bildungsbereich – und hier vor allem auf die Weiterbildung – genauer unter die Lupe zu nehmen und die unterschiedlichen Bedeutungs- und Verwendungskontexte herauszuarbeiten.
Die Chance zur Weiterentwicklung
Ein wesentliches Merkmal der Moderne sind Prozesse der Beschleunigung, die sich u.a. in schnell veraltendem Wissen zeigen. Doch nicht alles Wissen veraltet bzw. darf in der Moderne veralten. Wissen muß auch heute auf Nachhaltigkeit ausgelegt sein. Das gilt auch für die betriebliche Weiterbildung. Nachhaltigkeit kann hier über die Anbindung an die Kompetenzen der Mitarbeiter bzw. des Unternehmens sowie über die Struktur des Lernprozesses erzielt werden.
Die Qualität steht über der Quantität
Generell scheint zu gelten: Wer viel lernt, erwirbt dadurch einen Zuwachs an Lernfähigkeit. Doch Lernkompetenz ist nicht primär eine Frage der Quantität, sondern vor allem der Qualität des Lernens. Lernfähigkeit wird gefördert durch eine „Beobachtung zweiter Ordnung“, das heißt durch eine reflexive Lernhaltung. Durch Selbstbeobachtung werden die eigenen Stärken und Schwächen, Motive und Barrieren, die verinnerlichten Muster und Strategien des Lernens bewusst. Dieses „Selbstbewusstsein“ ist die Basis für eine neue Lernkultur und die Voraussetzung für ein nachhaltiges Lernen. Eine solche reflexive Lernhaltung kann pädagogisch angeleitet und – in Grenzen – geübt werden.
Deutsche Bahn AG
Die Deutsche Bundesbahn und die Deutsche Reichsbahn gehörten stets zu den größten Ausbildungsbetrieben Deutschlands. Als Verkehrsunternehmen unterliegen sie zusätzlich festen Regeln der regelmäßigen Fortbildung ihrer Mitarbeiter in den sicherheitsrelevanten Bereichen. Bei der Bundesbahn erfolgten große Teile der Aufstiegsqualifizierung im Rahmen der Beamtensysteme, bei der Reichsbahn durch Entsendung von Facharbeitern zum Studium. Mit der Vereinigung beider Bahnen nach dem Fall der Mauer entstand ein hoher, stark technisch und betrieblich orientierter Qualifizierungsbedarf zur Harmonisierung beider Systeme
Status oder Qualifizierung?
Sowohl in der Forschung als auch in der Öffentlichkeit ist die Bedeutung von beruflicher Weiterbildung für die persönliche und gesellschaftliche Entwicklung unbestritten. Insbesondere für rohstoffarme Länder 1st das Humankapital der Bevölkerung ein wirtschaftlicher Standortfaktor. Einerseits ist es für solche Länder notwendig, zusätzlich zur schulischen und beruflichen Erstausbildung in die weitere Qualifizierung von Arbeitskräften zu investieren. Angesichts der gegenwärtigen wirtschaftlichen Entwicklung und der Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt müssen sich Individuen ständig weiterqualifizieren, um einen gewünschten Sozialstatus erreichen oder einen bereits erreichten Status erhalten zu können. Darüber hinaus bedarf es immer dringlicher auch für die Nichterwerbspersonen einer kontinuierlichen Qualifizierung ihrer psycho-sozialen Kompetenzen, die neben dem Humankapital essenzielle Bestandteile des menschlichen Humanvermögens darstellen. Andererseits stellt sich die Frage, ob solche Investitionen in das Humanvermögen langfristig wie nachhaltig wirksam sind.
Umsetzung der Lissabonner Bildungsbeschlüsse
Die Bildungsartikel 149 und 150 EG-Vertrag heben den Stellenwert von Bildung und Ausbildung in Europa nachdrücklich hervor. Der Vertrag betont jedoch auch das Subsidiaritätsprinzip und die Verantwortung der Mitgliedstaaten für die Inhalte und die Gestaltung ihrer Berufsbildungssysteme. Die EU hat nur das Recht, auf einigen Feldern der allgemeinen und beruflichen Bildung „ergänzend und unterstützend“ tätig zu werden, z.B. bei der Förderung der Qualität und der grenzüberschreitenden Mobilität. In der Logik dieser Feststellung liegt es, dass es der EU nicht um Vereinheitlichung oder Nivellierung der beruflichen Bildung gehen kann. Vielmehr muss es darum gehen, „best-practice-Beispiele“ auszutauschen und gemeinsame Ziele und Leitlinien zu formulieren. Diese müssen offen und flexibel sein für die konkreten berufsbildungspolitischen Entscheidungen auf nationaler Ebene.
Warum trainieren wir unseren Geist nicht wie unseren Körper?
Bildung ist, neben vielen anderen Aspekten, eine Investition in die Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft. Dennoch leisten sich entwickelte Volkswirtschaften den Luxus, Bildung nach der Erstausbildung nur noch sporadisch und wenig nachhaltig zu betreiben. Einige Grundregeln aus dem körperlichen Fitnesstraining, analog auf die Bildung übertragen, könnten die Nachhaltigkeit deutlich steigern; dafür müssten aber alle Beteiligten (Einzelpersonen, Unternehmen, Bildungsanbieter, Staat) die Schwerpunkte ihrer Aktivitäten deutlich verändern.
Vier Strategieansätze
Grundsätzlich gehört die ständige Weiterbildung zu den zentralen Aufgaben aller, die im Berufsleben stehen. In der Schweiz wird es zudem als Aufgabe der Privatwirtschaft betrachtet, in ihrer Rolle als Anbieterin und Nachfragerin von Weiterbildung für einen qualifizierten und dynamischen Weiterbildungsmarkt zu sorgen. Der öffentlichen Hand kommt daher in erster Linie eine subsidiäre Funktion zu, falls der Weiterbildungsmarkt unzureichend ist. Dann stellt sich die Frage, wie die öffentliche Hand das Weiterbildungsangebot beeinflussen kann. Mit dieser Frage beschäftigt sich der vorliegende Beitrag. Er geht von der relativ neuen Theorie des Netzwerkstaates aus und leitet daraus – zum Teil spekulativ, zum Teil auf Grund der Ergebnisse von Projekten im Rahmen des Schweizerischen Nationalfonds (Balthasar 1998; Baettig/Balthasar 2001) – Optionen politischen Handelns ab.
Das Nachhaltigkeitsaudit
Gerade in Zeiten von Budgetkürzungen für Weiterbildung wird der Nachweis des langfristigen Nutzens von Weiterbildungsmaßnahmen unverzichtbar. Durch die Messung des Potenzials geplanter oder realisierter Maßnahmen zur Schaffung langfristigen Nutzens können erstens rechtzeitig Aktionen eingeleitet werden, um diesen langfristigen Nutzen zu sichern und zu erhöhen, und zweitens ist damit bereits der erste Schritt des Nutzennachweises erfolgt. Ein geeigneter Ansatz zur Ermittlung dieses langfristigen Nutzenpotenzials ist das Nachhaltigkeitsaudit, das im Folgenden vorgestellt wird.
Aus biologisch-medizinischer Sicht
This article tries to transfer the idea of sustainability to the process of learning and to analyse the medical and neural fundaments of sustainable learning. The term of sustainability applied to learning means natural or biologically based learning methods, the economy and efficiency of learning, the amount of learning and memory and the capacity of learning transfer. The article starts with applying the notion of sustainability to learning. lt continues with training influences on learning abilities. The next chapter is on control of mental states during learning, EEG-correlates and connections to „speciality of encoding“. The article ends with models of thinking and memory and their neural fundaments.