Interview mit Johann van Rens:
Innovation in der beruflichen Bildung im Blickfeld des CEDEFOP
Memorandum zur Berufsbildung in Europa vorgelegt
Vor 40 Jahren wurde die „Vereinigung der europäischen Industrie- und Handelskammern“ – kurz E UROCHAM BRES – als Dachorganisation der europäischen Kammern in Brüssel gegründet. Heute vertritt EUROCHAM BRES über 30 nationale Spitzenorganisationen der Industrie- und Handelskammern mit rund 1200 Kammern in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie in angrenzenden Ländern. Mit seinen rund 25 Millionen Kammermitgliedern steht EUROCHAM BRES für die gesamte Bandbreite der europäischen Berufswelt. Von der repräsentierten Unternehmerschaft sind 98 Prozent kleine und mittlere Unternehmen, die vor allem neue Tätigkeiten entwickeln und Arbeitsplätze schaffen.
Pädagogische Innovation: Begriff, Merkmale, Impulse
Innovation kann in diesem Kontext begriffen werden als Lösung pädagogischer Praxisprobleme mit Hilfe bislang nicht eingesetzter oder zur Verfügung stehender Verfahrensweisen, als Ausformulierung von Interpretationsangeboten angesichts umfassender, als beunruhigend antizipierter gesellschaftlicher Entwicklungen oder als Optimierung pädagogischer Prozesse durch Assimilation technischer, sozialer oder institutioneller Instrumente, die andernorts oder zumindest nicht primär in pädagogischer Intention entwickelt wurden. Ihre Umsetzung finden diese Spielarten von Innovation etwa in Projekten der Jobrotation, der alternierenden Ausbildung, des multimedialen, offenen Fern unterrichts verbunden mit Präsenzveranstaltungen und tutorbegleiteten Unternehmenspraktika.
Hauptsache: Innovativ?
Der Begriff Innovation wirkt als Wärmemetapher. Er hat eine merkwürdig positive Tönung; er bildet den Gegenbegriff zu Routine, Verharschtheit, Veraltetheit; er scheint Garant für Modernität. „Es ist nicht gerade eine Innovation, heutzutage eine Innovation zu fordern . . . .Wer könnte guten Gewissens dagegen sein?“ (Hubert Markl, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft auf dem lnnovationskongreß der CDU, Bericht FR 22.1.1998). Die SPD beschloß auf ihrem Parteitag vom 2. – 4.12.1997: „Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit hängen immer mehr von Kreativität, Kompetenz und Wissensvorsprüngen ab. Dem Bildungssystem kommt eine Schlüsselrolle in der Innovationspolitik zu“ (Antrag 144).
Die Arbeit der Expertengruppe des Leonardo da Vinci Büros
Die Auseinandersetzung mit dem Konzept der Innovation in der Berufsbildung, besonders auf europäischer Ebene, ist eine vielschichtige Angelegenheit und bedarf eines systematischen Vorgehens. Zur Unterstützung seiner Arbeit hat das Leonardo da Vinci Büro in Brüssel eine Expertengruppe ins Leben gerufen, deren Aufgabe darin besteht, einen konzeptuellen, inhaltlichen und praxisbezogenen Beitrag in diesem Bereich zu leisten. Seit ihrem Bestehen hat die Expertengruppe eine Reihe von thematischen Analysen und praktischen Darstellungen erarbeitet, die es erlauben sollen, den Begriff eingehender zu bestimmen, sowie Entwicklu ngen und Tendenzen zu erörtern, die für die praktische Bildu ngsarbeit von Bedeutung sind.
Innovation oder die Lust, das Rad immer wieder neu zu erfinden
Es ist in vielen Bereichen, so auch in der Berufsbildung, üblich geworden, fast alles mit dem Etikett innovativ zu betiteln. Doch dieser häufige Gebrauch zeigt auch die Schwachstellen des Konzeptes: durch Unwissenheit wird das Rad immer wieder neu erfunden, Problem und Lösungsansatz sind unverhältnismäßig oder schlicht unangemessen. Es ergibt sich daher die Notwendigkeit einer strukturellen Einbettung innovativen Handelns u nd einer eingehenderen Analyse der bestehenden Problemfelder.