Strukturelle Teilnehmerorientierung
Seit etwa dreißig Jahren stößt man in der Diskussion um didaktisch-methodische Konzeptionen für die Erwachsenenbildung/Weiterbildung auf den Begriff „Teilnehmerorientierung“ (Raapke 1968; Tietgens 1977; Tietgens 1984; Kempkes 1987). Darunter wird im Rahmen eines Minimalkonsenses trotz aller bis heute differierenden Begriffsverständnisse und -auslegungen „ . . . eine Hinwendung und ein Ausrichten der Planung, Durchführung und Evaluation von [Erwachsenen-] Bildungsveranstaltungen an Bedürfnissen, Erfahrungen, Interessen, der Betroffenheit und den kognitiven Strukturen der Teilnehmer verstanden“ (Kempkes 1987, S. 15; Klammersetzung durch M.S.). Dieser „Minimalkonsens über Grundintentionen und Arbeitsweisen der Erwachsenenbildung“ (Tietgens 1984, S. 446) setzt eine didaktisch-methodische Vorstellung von organisierten Bildungsprozessen mit Erwachsenen voraus, in der die Teilnehmer nicht mehr als Objekte eines feststehenden Lehrkanons, sondern als Subjekte des Lernprozesses begriffen werden.
Biographische Kommunikation
Der Begriff „biographische Kommunikation“ hat einen vorläufigen Status. Er distanziert sich nicht ausdrücklich von Konzepten des „biographischen Lernens“, die zumeist beabsichtigen, das Lernpotential individueller Lebensgeschichten zu „entfesseln“ und für die Gegenwart nutzbar zu machen, will aber – um Mißverständnissen zu entgehen – diesen Anspruch weniger selbstgewiß vortragen. Lernen und Bildung sind intendiert u nd können doch angesichts des Eigensinns der Teilnehmerlnnen nicht versprochen werden.
Ästhetisches Lernen zwischen Produktion und Rezeption
Ästhetik liegt im Trend. Auch in der Erwachsenenbildung. Man sieht es daran, daß ästhetische Themen, Medien und Lernformen, früher m it der Aura des „Alternativen“ auf die soziokulturelle Erwachsenenbildung beschränkt, in fast alle Bereiche der Erwachsenenbildung Eingang gefunden haben. Nicht nur, daß Tanz-, Musik-, Theater-, Literatur- und Kunstseminare inzwischen zum Standardrepertoire jeder Volkshochschule gehören, mit der Zunahme teilnehmer- und lebensweltorientierter Bildungskonzepte hat sich ästhetisches Lernen auch als Methodik der Erwachsenenbildung etabliert – in der politischen u nd kulturellen Bildung ebenso wie in der Gesundheits- und Umweltbildung, in der offenen Erwachsenenbildung gleichermaßen wie in der beruflichen Weiterbildung.
Wie lehrt man Kompetenz?
Erwachsenenlernen stellt sich oft (aber keineswegs immer) als Lösen eines unmittelbar vorliegenden Problems dar, weniger als ein Ansammeln von Wissen für die Zukunft. Um in seinem Praxisbereich besser handeln zu können, bräuchte man eine bestimmte Kompetenz. Kompetenz läßt sich auf unterschiedliche Weise erwerben: Manches eignet man sich selbst an, manches braucht „a little help from a friend“, und manche Kompetenz läßt sich ökonomisch und wirksam durch Teilnahme an einer Weiterbildungsveranstaltung entwickeln.
Erfahrung und Reflexion: „Fallarbeit“ als Erwachsenenbildung
Anna Boden, diplomierte Psychologin, ist Dozentin in einer Bildungsstätte, die in einem 2-jährigen, berufsbegleitenden Kurssystem den Teilnehmern über Weiterbildung die Chance für einen beruflichen Aufstieg in eine Leitungstätigkeit bietet. Eine ganze Reihe von Teilnehmern bezahlen dafür ca. 20 000,DM Kursgebühren aus eigener Tasche, u.a. auch der Teilnehmer Frank. Als Dozentin und Kursleiterin zugleich ist Frau Boden für inhaltliche und organisatorische Aufgaben zuständig. So bietet sie einerseits „Psychologie“ als Unterrichtsthema an, andererseits organ isiert sie für die Fortbildungsteilnehmer Praktika in Betrieben. Diese bereitet sie in ihrem Kurs inhaltlich vor; die Praxiserfahrungen der Teilnehmer werden von ihr im Kurs aufgearbeitet.
Lerninseln – eine Synthese von intentionalem und erfahrungsorientiertem Lernen
Mit der Einrichtung von Lerninseln wird das herkömmliche erfahrungsbezogene Lernen in der Arbeit elementar erweitert: Erfahrungslernen wird mit intentionalem Lernen verbunden. Lerninseln ergänzen die Arbeitsinfrastruktur herkömmlicher Arbeitsplätze um eine Lerninfrastruktur. Arbeitshandeln und darauf bezogene Reflexionen stehen mit ausgewiesenen Zielen und Inhalten betrieblicher Bildungsarbeit in Wechselbeziehung. Es werden fachliche, methodische und soziale Kompetenzen erworben. In der betrieblichen Weiterbildung werden Lerninseln bisher für die betriebliche Anpassungsqualifizierung und die Einstiegsqualifizierung eingesetzt.