Grundlagen der Weiterbildung 01/1990: Weiterbildung

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Weiterbildung

Weiterbildung an der Schwelle der neunziger Jahre
Im Blickpunkt: Weiterbildungspolitik und europäischer Binnenmarkt
Bildungschancen in der DDR
Lebenswelt: Modebegriff oder Forschungsprogramm?
Im Blick auf Europa: Betriebliche Weiterbildung als Persönlichkeitsentwicklung
Gegenrede: Alltagswissen, Fachschulung und „kultureller Imperialismus“
Dokumentation: Nationale Bildung „europäisieren“

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Beschreibung

In der aktuellen Ausgabe der Weiterbildung lesen Sie u.a. folgende Beiträge:

Interview mit Alexander Koch:

Qualifikationsstandort Bundesrepublik

Weiterbildung an der Schwelle der neunziger Jahre

Mit diesem Heft präsentiert sich eine neue Zeitschrift für Weiterbildung ihren Lesern. Ich wünsche ihr, daß sie den Aufwind nutzen kann, in dem sich die Weiterbildung heute befindet. Der Bildungssektor hat die größten Zuwachsraten. Das ist kein Zufall, vielmehr auch das Ergebnis einer von mir systematisch verfolgten Weiterbildungspolitik. Seit meinem Amtsantritt weise ich immer wieder auf das Tempo hin, mit dem sich heute Änderungen in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft, also in allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens, vollziehen. Für Wirtschaft und Technik ließ sich das auf jeder Messe demonstrieren, für den gesellschaftlichen Bereich hat es das vergangene Jahr auch dem letzten Zweifler vor Augen geführt.

Im Blickpunkt: Weiterbildungspolitik und europäischer Binnenmarkt

Die Bildungspolitik hat im Zusammenhang mit der Schaffung des europäischen Binnenmarktes bisher keine größere Bedeutung gewonnen. Das gilt insbesondere für die Weiterbildung. Eine Tendenzänderung scheint sich anzubahnen, zumindest ist das Bewußtsein für die Notwendigkeit einer europäischen oder europabezogenen Bildungspolitik gewachsen. Die Meinungen über die Auswirkungen des Binnenmarktes gehen aber auseinander. Die einen befürchten dramatische Veränderungen und entwickeln Angst vor Europa. Die anderen lehnen sich bequem zurück und verweisen auf die „Standortvorteile“ für die Bundesrepublik durch ein gegliedertes und differenziertes und insgesamt hochwertiges Bildungswesen. Weder die eine noch die andere Position ist hinreichend zu begründen. Sicher ist jedoch, daß mit Beginn des Binnenmarktes ab 1993 nicht mit einem Schlag alles anders wird. Sicher ist, daß Bildungspolitik einen aktiven Beitrag nicht nur zur Gestaltung des ökonomischen Integrationsprozesses, der mit diesem Stichtag erreicht oder befördert werden soll, leisten kann, sondern auch und gerade zur politischen Integration beiträgt. Und sicher ist auch, daß der Prozeß der europäischen Einigung mittel- und langfristig auch zu berücksichtigende Folgen für unser Bildungssystem, seine Inhalte und Strukturen haben wird.

Bildungschancen in der DDR

Die Hinterlassenschaft von vier Jahrzehnten sozialistischer Bildungspolitik in der DDR ist eine Mischung aus Erfolgen und Mißerfolgen. Vorzeigbares steht neben Unangenehmem, über das auch die sozialistischen Bildungsforscher und Bildungspolitiker lieber den Mantel des Schweigens ausbreiten oder auch ausbreiten mußten. Zwei Aspekte der Entwicklung der Bildungschancen sollen diese Mischung aus Erfolg und Mißerfolg verdeutlichen.

Lebenswelt: Modebegriff oder Forschungsprogramm?

Es wird festgestellt, daß das Wort „Lebenswelt“ in der letzten Zeit zu einem modisch verwaschenen und fast inhaltsleeren Un-Begriff geworden ist. Ursprünglich stand das Wort für ein klar umrissenes Programm, war der Begriff ein Leitgedanke für zukünftige Untersuchungen. Edmund Husserl kündigte mit der Einführung des Begriffs einen „Paradigmenwechsel“ an. Alfred Schütz hat den Leitgedanken Husserls aufgegriffen und ist in dem Programm fortgefahren. Es wird im folgenden Aufsatz kein Versuch gemacht, das Problem der Lebenswelt begriffs- und theoriegeschichtlich zu beleuchten ( dies wurde von anderen Autoren schon geleistet). Es sollen vielmehr die Grundrichtungen des Forschungsprogramms dargestellt werden, wobei der Schwerpunkt der Darstellung auf Schütz (Konstitution der Lebenswelt im Handeln) und meinem an Schütz anknüpfenden Versuch der Weiterführung des Programms (Protosoziologie) liegen soll.

Im Blick auf Europa: Betriebliche Weiterbildung als Persönlichkeitsentwicklung

Unter welchen Bedingungen kann ein Erwachsener sein persönliches Leistungspotential entwickeln? Auf diese Frage versucht der vorliegende Beitrag einige Antworten zu finden. Die Ausführungen beziehen sich auf eine Bildungsmaßnahme längerer Dauer (28 Tage in unterbrochener Folge) mit dem Ziel, eine Gruppe von 10 Technikern zu befähigen, die Funktion einer Führungsposition ausfüllen zu können. Zunächst sind entsprechende Lücken im Leistungsgefüge der Teilnehmer angesprochen, vor allem, indem Formen unzureichender beruflicher Verhaltensweisen kurz umrissen werden. Danach ist der theoretische Rahmen mit drei Eckpunkten skizziert in der Absicht, die systematische Grundlage einzuführen, auf der die Bausteine des Weiterbildungsprogramms aufruhen. Dabei werden deren Ziele, Konzeption und Verlauf kurz dargelegt. Abschließend ist auf die Tragweite dieser Bildungsmaßnahme eingegangen und daran erinnert, daß Weiterbildung nicht die einzige Bedingung der Persönlichkeitsentwicklung darstellt.

Gegenrede: Alltagswissen, Fachschulung und „kultureller Imperialismus“

Obwohl der Lebenswelt-Ansatz in der Erwachsenenbildung zweifellos eine wesentliche Bereicherung in theoretischer wie pädagogisch-konstruktiver Hinsicht darstellt, leidet er an mindestens zwei unaufhebbaren Mängeln. Er ist weder allgemein gültig, noch kann er die Grenzen seiner Geltung theoretisch selbst reflektieren. Was den ersten Einwand betrifft, läßt sich zeigen, daß der in der Erwachsenenbildung und vor allem der beruflichen bzw. betrieblichen Weiterbildung überproportional wachsende Sektor der „Fachschulung“, in der es um „Fachwissen“ (Max Weber) geht, historisch und systematisch gerade durch die fortwährende Enteignung lebensweltlichen Wissens geprägt ist. Der zweite Einwand lautet, daß es dem Lebenswelt-Ansatz an gesellschaftstheoretischen Instrumenten fehlt, die das lebensweltliche Handlungsrepertoir der Menschen gegen einen „kulturellen Imperialismus des Managements“ von bürokratischen Organisationen in Schutz nehmen könnten.

Dokumentation: Nationale Bildung „europäisieren“

Eines ist sicher: Der europäische Binnenmarkt 1993 kommt und darf nicht länger als nur wirtschaftspolitische Aufgabenstellung gesehen werden. Doch nur langsam rücken die bildungspolitischen Notwendigkeiten und Anforderungen in den Blick der Verantwortlichen für Planung und Konzeptionierung von Weiterbildung in ihren vielfältigen Organisationsformen und -ebenen: Bundesstaatliche, länderrechtliche, trägerspezifische, betriebliche und ökonomische Interessenvielfalt artikuliert sich schwerfällig und häufig kontrovers. Hier muß die organisierte Weiterbildung viel aufholen, will sie vermeiden, daß Weiterbildung im europäischen Rahmen „Reparaturwerkstätte“ fehlgelaufener sozialer und ökonomischer Entwicklungen wird.

Zusätzliche Information

Ausführung

Digitalausgabe, Printausgabe

Format

280 x 210mm

Druck

Komplett in Farbe!

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