Der Begriff „Resilienz“ hat sich von seiner ursprünglichen Bedeutung in der Werkstoffforschung zu einem allgegenwärtigen Modeausdruck entwickelt, der in vielen Bereichen zur Beschreibung von Krisenbewältigung verwendet wird. Dabei verliert das Konzept oft seine Substanz, wenn es übermäßig generalisiert wird. Resilienz bezieht sich auf die Fähigkeit, nach Schocks wie der Pandemie zu ursprünglichen Funktionen zurückzukehren, wobei eine dynamische und gestaltende Kraft betont wird. Dies umfasst individuelle und gesellschaftliche Lernprozesse, die zur Einschätzung von Veränderungen und zum Aufbau von Vertrauen und Sicherheit beitragen. Die Artikel dieses Heftes untersuchen, wie resiliente Reaktionen eine Alternative zu Entmutigung bieten und Diskursfähigkeit sowie das Verständnis für gegenseitige Abhängigkeiten stärken.
Zum Schwerpunktthema „Pandemieresilienz – stark in Krisenzeiten“
Zuversicht lernen
Rudolf Egger
Das derzeitige Aufeinandertreffen verschiedener Krisen stellt eine große Herausforderung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt dar. Nur wenn jeder Einzelne versteht, dass sein alltägliches Handeln sich auswirkt auf die soziale Gemeinschaft, werden wir als Gesellschaft in der Lage sein, Krisen zukünftig resilient zu begegnen.
Besonders die junge Generation ist stark gefordert
Michael Corsten
Klimawandel, Pandemie, Flüchtlingskrise und nun auch der Krieg um die Ukraine, all das ist insbesondere für die heranwachsenden Menschen enorm belastend. Nicht zuletzt weil der Übergang ins Erwachsenenalter mit Berufswahl, Partnerfindung und Familiengründung per se schon eine immense Herausforderung bedeutet.
Positive Erfahrungen mit Wandel machen
Fabian Beckmann
Krisen verstärken soziale Ungleichheiten und unterstreichen gleichzeitig die Notwendigkeit institutionalisierter Absicherungen. Gleich zu Beginn der Corona-Pandemie beispielsweise musste der Staat schnell intervenieren, um die negativen Folgen der Pandemie abzufedern. Auf die Frage, wie zukünftig ein resilienter Wohlfahrtsstaat aussehen kann, versucht Fabian Beckmann Antworten zu finden.
Krisen: Wegweiser des Weiterbildungsbedarfs
Christoph Bauer
Krisen verlangen schnelles Handeln und ein Sich-Einstellen auf unvorhergesehene Situationen. Bewältigungskompetenzen zu erlernen und zu fördern, ist daher sowohl im privaten als auch beruflichen Bereich wichtiger denn je. Im Forschungsprojekt “PARS – Pandemieresiliente Steiermark” wurde untersucht, wie die Menschen dort die Herausforderungen der Pandemie bewältigt haben.
Der Weg zu einem erfolgreichen Risikomanagement
Martin Sprenger
Eine Pandemie ist immer ein gesamtgesellschaftliches und soziales Ereignis. Um ein erfolgreiches Risikomanagement zu erreichen, braucht es neben einer guten Datenbasis vor allem das Vertrauen der Menschen in die Gesundheitsbehörden und die Regierung und einen gestärkten sozialen Zusammenhalt.
außerdem:
Interview mit Florian Steger, Universität Ulm:
„Ich würde mir wünschen, dass wir achtsam miteinander umgehen, dass wir aufeinander zugehen, zuhören, Zeit miteinander verbringen. Das kann man aus der Pandemie als eine Botschaft mitnehmen.“
Die Pandemie hat uns einmal mehr gezeigt, wie schnell unsere Welt ins Wanken geraten kann und wie die von uns als selbstverständlich angenommenen Sicherheiten plötzlich wegbrechen. Wie aber können wir uns wappnen, um zukünftig gestärkter mit Unvorhergesehenem umgehen und die Dinge wieder in die Hand nehmen zu können? Florian Steger ist überzeugt, dass Vertrauen in sich selbst und andere sowie ein achtsames Miteinander eine wichtige Basis dafür darstellen. Nur wer sich als Teil der sozialen Gemeinschaft und der Welt begreift, kann sich dann auch für diese einsetzen.