Novalis’ Gedicht aus „Heinrich von Ofterdingen“ plädiert für eine Romantisierung der Welt, die alternative Erkenntnisformen wie Poesie, Intuition und Spiritualität neben rationalem Wissen anerkennt. Diese Vielfalt an Zugängen kann helfen, Vorurteile zu überwinden, wird jedoch problematisch, wenn starre Grenzen zwischen den Erkenntnisformen entstehen und Menschen auf festgelegte Identitäten reduziert werden. In der Bildungsarbeit, insbesondere der Erwachsenenbildung, gilt es, zwischen falschen Versprechungen und positiven alternativen Erfahrungen zu unterscheiden und das eigene Selbstverständnis kritisch zu hinterfragen.
Zum Schwerpunktthema „Esoterik in der Erwachsenenbildung?“
Grenzen von „Offenheit“ und „Vielfalt“ bei Volkshochschulen
Gerhard Bisovsky
Esoterik soll und kann von der Erwachsenenbildung abgegrenzt werden. Der Vorstand der Wiener Volkshochschulen ist dieser Aufgabe bereits sehr früh nachgegangen. Bereits 2015 wurde der Beurteilungsraster von Ö-Cert erstellt. Mit diesem Qualitätsgütesiegel werden Ziele und Intentionen der jeweiligen Kursangebote abgesichert, ebenso wie die Qualifikationen der Kursleitenden.
Lernen als Alternative gegen Gewalt, Ohnmacht und Magie
Rudolf Egger
Wir sind ständig konfrontiert mit Krisen, Angst und Unvorhergesehenem. Dabei ist die Gefahr, fragwürdigen Formen der Orientierung und Welterklärung zu folgen groß. Wollen wir aber unsere Demokratie schützen, müssen wir die Möglichkeiten der Mitgestaltung des eigenen Umfelds erkennen und ergreifen. Lernen ist hier die einzige Alternative.
Rechtsextreme Symbolik erkennen und verstehen
Julian Strube
Im Zusammenhang mit rechtsextremen Bewegungen tauchen immer wieder auch esoterische Symbole und Ideen auf. Für „Nicht-Eingeweihte“ ist es oft schwer, diese Bild- und Sprachwelt zu erkennen und zu durchschauen. Hier muss die politische Bildungsarbeit dringend handeln, damit ein kritischer Umgang damit gelernt werden kann.
Spiritualität jenseits von Esoterik
Christopher Slotta
Spiritualität und Esoterik werden in der Alltagssprache oft wenig voneinander abgegrenzt. Aber auch wenn beide grundsätzlich ähnliche Ziele verfolgen, so gibt es doch einen entscheidenden Unterschied: Spiritualität agiert, anders als Esoterik, im Einklang mit den modernen Wissenschaften und stellt das Verbundensein mit der Umwelt und dem spirituellen Bezugsobjekt sowie das persänliche Wachstum in den Fokus.
Spiritualität mit Wissen und Würde?
Walter Hehl
Spiritualität empfinden wir oft dort, wo wir unsere Grenzen spüren: im Unendlichen, Unausweichlichen und Unfassbaren. Mit Physik und Informationstechnologien lässt sich vieles verstehen, lässt sich erklären, wie manches funktioniert. Aber aus Sicht der Spiritualität stellt sich die Frage, ob das alles oder ob da noch mehr ist.
außerdem:
Interview mit Ulrike Schiesser, Expertin für Sektenfragen:
„Religion und Weltanschauung sind auch demokratiepolitische Themen“
Religionsfreiheit ist ein schützenswertes Gut. Dennoch: Glaube darf nicht dazu dienen, Freiheits- und Bildungsrechte zu untergraben und Abhängigkeiten zu schaffen, oder zu antidemokratischem, rechtswidrigem oder gar gewalttätigem Verhalten auffordern. Die Österreichische Bundesstelle für Sektenfragen versteht sich hier als wachsames Korrektiv und bietet eine Anlaufstelle, um besorgniserregende Entwicklungen zu melden und all jenen Unterstützung zu bieten, die unter den dubiosen Einfluss von eifernden Sektierern geraten sind.