Der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) und die nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) sollen die unterschiedlichen Bildungssysteme der EU in einem achtstufigen System vereinheitlichen. Diese Rahmen bieten Orientierung und sollen Transparenz sowie Transfer von Qualifikationen und Kompetenzen fördern. Die Fragen, ob sie die Bildungsqualität erhöhen, alle Bildungsformen einschließen und ihren eigenen Ansprüchen gerecht werden, bleiben jedoch offen. Vier Jahre nach der Einführung der EQR-Empfehlung durch das Europäische Parlament ist eine kritische Bilanz erforderlich, die auch die unterschiedlichen Ansätze und Fortschritte in Ländern wie Deutschland und Österreich berücksichtigt. Das Heft beleuchtet die bisherigen Ergebnisse und diskutiert, ob der EQR/NQR formale Aspekte überwiegt oder langfristig zu einer Angleichung der Bildungssysteme in Europa führen könnte.
Interview mit Helmut Vogt:
„Weder der EQR noch die NQR sollen einen Ordnungsrahmen bilden, sondern einen Orientierungsrahmen.“
Politischer Hype zur Ablenkung von Wesentlichem
Mit der Einführung des lernergebnisorientierten Qualifikationsrahmens ist auch die Hoffnung verbunden, dadurch das lebensbegleitende Lernen zu fördern. Dies muss aber in Frage gestellt werden: Förderung des lebensbegleitenden Lernens muss substanziell geschehen, ein Qualifikationsrahmen kann dies lediglich unterstützen.
Herausforderung für die Berufsbildung
Seit Januar 2012 besteht eine Einigung bei der Einführung des Deutschen Qualifikationsrahmens. Erstmals hat man eine Gleichwertigkeit zwischen akademischer und beruflicher Qualifizierung festgelegt. Damit verbunden sind viele neue Herausforderungen für die berufliche Bildung.
Risiken und Nebenwirkungen
Die mit dem DQR verfolgte Verbesserung von Transparenz, Durchlässigkeit und Gleichwertigkeit von Qualifikationen sind zu begrüßen. Bei genauem Hinsehen bleiben allerdings auch gewisse Ungereimtheiten. So birgt beispielsweise die Forderung nach Durchlässigkeit auch Risiken. Denn das Bildungssystem wird nicht nur nach oben, sondern auch nach unten durchlässiger und nimmt dann eventuell auch Absteiger in Kauf.
Wissenschaftliches Schreiben
Wissenschaftliches Schreiben stellt ein wesentliches Tätigkeitsmerkmal in akademischen Berufsfeldern dar. Neben fachlichen und methodischen Kenntnissen erfordert die Kompetenz des wissenschaftlichen Schreibens personale, emotionale, soziale und kommunikative Fähigkeiten, die über einen Blick zweiter Ordnung im Rahmen wissenschaftlicher Weiterbildung erworben werden können.
Der DQR im Praxistest
Die im EQR und DQR vollzogene bildungswegunabhängige Betrachtung von Handlungskompetenz eröffnet insbesondere für Branchen mit einer engen Verzahnung von Theorie und Praxis neue Wege. Ein Pilotvorhaben an der HNE Eberswalde zeigt Möglichkeiten und Grenzen des DQR und gibt ein Beispiel zur praktischen Nutzung.
Das Projekt „Deutsch am Arbeitsplatz“
Aufgrund des Strukturwandels in der Arbeitswelt sind zunehmend auch von gering qualifizierten Beschäftigten komplexe sprachlich-kommunikative Anforderungen in Betrieben zu bewältigen. Auf Basis eines abgeschlossenen Forschungsprojekts, finanziert durch die VolkswagenStiftung, werden diese Anforderungen skizziert und der damit verbundene Handlungsbedarf einer Sprachförderung im Betrieb als zukünftige Herausforderung der Personalentwicklung beschrieben.